Die erste Kunststiftung Nagolds
Der Künstler
Otto Dünkelsbühler (geboren 1898 in München) war ein Vertreter des Expressiven Realismus. Die wichtigsten Gestaltungsmittel des Expressiven Realismus sind Farbe und Pinselführung. Sie dienen nicht nur dazu, dem Werk den gewünschten Ausdruck zu verleihen, sondern auch dazu, Räume und Formen zu schaffen. Der Begriff Expressiver Realismus soll in diesem Sinne keine Stilrichtung charakterisieren. Er beschreibt vielmehr eine künstlerische Grundhaltung. Den Künstlern geht es nicht um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, etwa dem Expressionismus. Wichtiger ist die eigene künstlerische Aussage.
Dünkelsbühler war ein bedeutender Maler und Grafiker, der zu sogenannten „verlorenen Generation“ gehörte. Darunter versteht man Künstler, deren Schaffen durch den Zweiten Weltkrieg stark eingeschränkt wurde. Auch in der Nachkriegszeit wurde die Malerei der Expressiven Realisten in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die Nationalsozialisten verhängten 1936 gegen Dünklesbühler ein Berufsverbot, da er aus einer jüdischen Familie stammte. Er erhielt Malverbot und konnte seinem Beruf nicht mehr ausüben.
1938 zog Dünkelsbühler mit seiner damaligen Ehefrau Elisabeth Dünkelsbühler-Schaible und den beiden Kindern nach Nagold. Dort malte er heimlich weiter. Nach Kriegsende konnte er sich wieder ganz seiner Malerei widmen. Otto Dünkelsbühler sammelte durch sein Kunststudium an der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Berlin und durch zahlreiche Malreisen, z. B. nach Südfrankreich, viele Erfahrungen.
Sind seine frühen Werke noch farblich zurückhaltend bis düster, so strahlen Dünkelsbühlers Landschaftsbilder ab den 1950er Jahren geradezu. Er starb 1977 im Alter von 78 Jahren in Nagold. Sein künstlerisches Werk umfasst Gemälde in Öl und Tempera, Zeichnungen, Graphiken, Texte über Kunst und Malerei. Außerdem hinterließ er Tagebücher und Teile seiner Wohn- und Ateliereinrichtung.
Die Stiftung
Gründung
Der Sohn des Künstlers, Gaspard Dünkelsbühler (geb. 1932), hat sich entschlossen, seinen Teil des Nachlasses in eine Stiftung einzubringen, die von der Stadt Nagold getragen wird. Damit ist sichergestellt, dass die Kunstwerke bewahrt und erhalten bleiben. Gaspard Dünkelsbühler ist in Nagold aufgewachsen und fühlt sich der Stadt sehr verbunden.
Die Otto Dünkelsbühler-Stiftung wurde am 20. Oktober 2019 gegründet. Sie ist eine nicht rechtsfähige Stiftung und das Stiftungsvermögen steht im Eigentum der Stadt Nagold.
Zweck
Zweck der Stiftung ist es, die Kunstwerke von Otto Dünkelsbühler zu erhalten und zu bewahren. Weitere Aufgabe ist die Organisation und Durchführung von Ausstellungen, Veranstaltungen und wissenschaftliche Publikationen zur weiteren Erforschung von Leben und Werk des Künstlers.
Stiftungsvermögen
Das Stiftungsvermögen besteht aus zahlreichen Kunstwerken und anderen Gegenstände wie privaten Schriften und Möbeln aus seiner Nagolder Wohnung sowie aus Berlin und Rom. Darüber hinaus verfügt die Stiftung über ein Barvermögen.
Organe der Stiftung
Organe der Stiftung sind der Vorstand und der Stiftungsrat.
Der Vorstand besteht aus dem Oberbürgermeister der Stadt Nagold, drei Mitgliedern des Gemeinderats und einem Mitglied der Familie Dünkelsbühler. Der Stiftungsrat besteht aus mindestens drei, höchstens sieben Mitgliedern und wacht über die ordnungsgemäße Verwaltung der Stiftung durch den Vorstand und die Einhaltung des Stiftungszwecks.
Die Informationen in diesem Beitrag wurden unter anderem der Satzung vom 20.10.2019 entnommen. Die Bilder der Galerie stammen aus dem Katalog zur Retrospektive anlässlich des 120. Geburtstags des Künstlers.