Interview mit Kevin Mack
Herr Mack, seit 1. August 2022 arbeiten Sie als Klimaschutzmanager und ÖPNV-Beauftragter für die Stadt Nagold. Wie war Ihr Start in die neuen Aufgaben und haben Sie sich mittlerweile gut eingelebt?
Der Start war insgesamt sehr gut und ich wurde herzlich in das Team der Stadtplanung aufgenommen. Auch sind die kurzen Wege und der gute Kontakt mit den anderen Ämtern etwas Wertvolles, was die Arbeit immens erleichtern kann.
Generell ist die thematische Vielfalt spannend und sowohl Schreibtischarbeit als auch Auswärtstermine genau das, was ich mir beruflich vorstelle. Es gibt viel Potenzial aber auch Herausforderungen und ich bin gespannt was sich erreichen lässt.
Wie sah Ihre berufliche Laufbahn bisher aus?
Nach meinem Bachelorstudium in Bayreuth habe ich im Masterstudiengang Global Change Management studiert. Hierbei standen die Themen Klimawandel, Biodiversitätsverlust und strategisches Veränderungsmanagement im Vordergrund. Zuletzt arbeitete ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektverantwortlicher im Rahmen einer Kooperation der Hochschule Eberswalde mit drei ukrainischen Biosphärenreservaten zum Thema „Anpassung an den Klimawandel“ mit.
Was hat Sie an den Aufgaben bei der Stadt Nagold gereizt?
Lokal aktiv zu sein und in meiner Heimatregion dazu beizutragen, dass wir und die zukünftigen Generationen immer noch eine lebenswerte Stadt und Umwelt zur Verfügung haben.
Gewisse geopolitische und global-ökologische Themen können oft wenig beeinflusst werden. Jedoch kann man stets bei sich selbst anfangen und, nach Möglichkeit, die wichtigsten Themen lokal und regional voranbringen.
Wenn ich nicht bei mir selbst anfange, warum sollte es ein Anderer tun?
Ich habe die Hoffnung, meine eigene Motivation und Interessen mit dem Gemeinschaftswohl harmonisieren zu können. Und dadurch bei der Arbeit jeden Tag ein kleines Stück an einer lebenswerten Zukunft arbeiten zu dürfen. Das ist ein Privileg. Da sehe ich auch die Chance in meinem Beruf meine Berufung zu erkennen. Ich sage gezielt „Chance“, denn noch sind die negativen Aspekte und Hürden meiner Tätigkeit präsent.
Das Positive und die Chance der Energie- und Ökologischen Wende müssen mehr Raum bekommen.
Durch Schnittstellenthemen habe ich Kontakt mit Unternehmen, Verbänden, Fraktionen, Stiftungen, Landwirten, der Wald-und Forstwirtschaft, dem Landkreis Calw, und vielen weiteren Akteuren.
Das ist äußerst spannend, herausfordernd aber auch erfüllend. All das lokale und regionale Potenzial und Wissen, das fasziniert und motiviert mich.
Kevin Mack ist seit August städtischer Klimaschutzmanager und ÖPNV-Beauftragter. Foto: Stadt Nagold
Welches sind Ihre Kernaufgaben als Klimaschutzmanager?
Meine Aufgabe ist es das Klimaschutz-Management auf kommunaler Ebene zu betreuen und somit internationale und nationale Vereinbarungen zum Klimaschutz auf lokaler Ebene umzusetzen.
Dafür initiiere und unterstütze ich Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen sowohl innerhalb der Verwaltung als auch in der gesamten Kommune. Daneben bin ich Ansprechpartner für Politik und Verwaltung, Industrie, Handwerk, NGOs und Bürgerschaft. Ziel ist es, verstärkt Klimaschutzaspekte in alle Abläufe zu integrieren.
Neben der Unterstützung und Begleitung technischer Projekte, sind auch die Moderation und die Veranstaltungsorganisation Teil meiner Kernaufgaben.
Und Ihre Aufgaben als ÖPNV-Beauftragter?
Der ÖPNV verlangt oft kurzfristig die volle Aufmerksamkeit, die Lösungen brauchen aber meist Zeit. Die Bandbreite reicht von Problemen bei der Echtzeitanzeige am ZOB bis zu Beschwerdemeldungen der Kundschaft.
Fakt ist, dass ich diese Meldungen aufnehmen und mich für Verbesserungen in bestimmten Gremien einsetzen kann, jedoch mein direkter Einfluss recht gering ist.
Beim ÖPNV sind vom Landkreis Calw, der Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw (VGC), den Busunternehmen, anderen Dienstleistern sowie unserer eigenen Stadtplanung und Leitung viele Akteure involviert.
Es ist auch wichtig, hier die teils prekäre Situation der Busunternehmen mehr zu verstehen, die mit den stark gestiegenen Spritpreisen, Busfahrermangel und dem Verkehrsverbunds-Flickenteppich kämpfen.
Welche konkreten Themen und Projekte stehen bei Ihnen ganz oben auf der To-Do-Liste?
Die Kommunale Wärmeplanung nimmt viel Raum ein. Hier sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen. Über den Stand der Dinge werden wir in der nächsten Amtsblatt- Ausgabe berichten.
Im Rahmen des European Energy Award (EEA) werden Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung in unterschiedliche Bereiche eingeordnet und, je nach Stand und Fortschritten, von Auditoren bewertet. Dies zeigt auf, wo die Stadt Nagold steht und wo noch Bedarf sowie Potenziale sind, sodass eine Priorisierung unterstützt wird.
Ziel ist es, dass die Stadt durch Anstrengungen in unterschiedlichen Maßnahmenbereichen diese Auszeichnung im Jahr 2024 erreicht.
Themen wie die Förderung und Ausbau der Erneuerbaren Energien, ein Energie- und Mobilitätsnetzwerk der Unternehmen, Austausch zu Potenzialen der regenerativen Landwirtschaft (Humusaufbau) sind in der Vorbereitung und werden, je nach Interesse und Beteiligung, weiter ausgebaut.
Konnten Sie schon eigene Akzente setzen?
Das lässt sich in den ersten sechs Monaten noch schwer einschätzen, da es teilweise langwierige Prozesse sind. Neben dem bisher guten Vorankommen bei der Kommunalen Wärmeplanung ist beispielsweise die Bewerbung der Handyaktion zur Ressourcenschonung sehr gut angenommen worden.
Ich merke, dass in Nagold sehr viel Potenzial ist, das teilweise noch unbemerkt oder unkoordiniert ist.
Wird diesem mehr Raum gegeben, noch mehr vernetzt und kommuniziert, kann in den Bereichen Klima, Umwelt und Mobilität viel passieren.