Künstlergespräch
Sie kann viel erzählen, das ist ganz klar. Schließlich bringt Verena Kraft jahrzehntelange Erfahrung aus der bunten Welt der Kunst mit. Sie ist 1942 in Berlin geboren, in Bayern aufgewachsen und studierte in den 1970er Jahren an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor Günther Fruhtrunk – wo es recht unkonventionell zuging. Seit 2007 lebt und arbeitet Kraft in Nagold.
Aktuell zeigt das Museum im Steinhaus ihre Ausstellung Farbsprung, in der die konkrete Kunst im Fokus steht.
Museumsleiterin Lena Hauser (links) moderierte das Künstlergespräch mit Verena Kraft. Foto: Stadt Nagold
So bunt und farbenprächtig wie die Ausstellung, war Krafts Herangehensweise an die Kunst nicht von Anfang an. Sie erzählte, wie sie zunächst vor allem gezeichnet hat, in schwarz-weiß. In der Kindheit tat sie sich schwer mit dem Ausmalen von Bildern. Aber sie wollte Künstlerin werden. Als ein amerikanischer Maler, dessen Kinder sie von Zeit zu Zeit hütete, mit ihr seine Pulverfarben teilte, war das ihre „Initiation“, wie sie lebhaft schilderte. Ihr Weg an die Akademie erfolgte dann in Schlangenlinien, immer wieder tastete sie sich heran und musste dann doch einen Umweg gehen. Als sie sich schließlich einschreiben konnte, war Kraft zehn Jahre älter als ihre Mitstudierenden.
Bald meldete sich jemand aus dem Publikum und stellt eine Frage zu den kleinen, bemalten Holzplastiken, die die Ausstellung dominieren. Kraft erklärte ihre Arbeit ausführlich, wie sie begann, was das ursprüngliche Konzept war und wie sie dieses über die Zeit anpassen musste.
Zunächst ging es ihr um die Form. In den drei Teilen besteht für sie eine Verbindung zur Trinität, da sie katholisch erzogen wurde. Dann kam die Farbe dazu. Es sollten unterschiedliche Farben sein, auf jeder der 17 Flächen. Kraft erzählte eindrücklich, wie Farbe dabei auf sie selbst wirkt.
Das Publikum stimmte zu, einige teilten eigene Erfahrungen. Aktuell sei zu beobachten, dass vielen der Mut zur Farbe fehlt, äußerte ein Gast. Sei es bei der Wohnungseinrichtung oder der Kleiderwahl, alles tendiere zu Weiß-, Grau-, Beige- oder Schwarztönen. Ein anderer wollte die Meinung der Künstlerin zu seiner Interpretation hören.
Zum Schluss kam man auf die Großplastik auf dem Longwy-Platz zu sprechen, die noch kein Opfer von Vandalismus geworden ist. „Das liegt am Maßstab, es bildet ein Gegenüber“, erklärte Kraft. Auch die Gäste sprachen der Großplastik Würde und Autorität zu. Was aber nun mit diesem Kunstwerk geschieht? „Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt“, verspricht Museumsleitung Lena Hauser.
Die Ausstellung Farbsprung kann noch bis Sonntag, 26. November, im Museum im Steinhaus besichtigt werden.