Digitale 3D-Rekonstruktion der Burguine Hohennagold

Rekonstruierte Burgruine von 1644
3D-Modell Burgruine Hohennagold, Sicht von Nord-Ost

Die Burg Hohennagold stand in den letzten Monaten im Fokus eines von der Stadt Nagold und Oberbürgermeister Jürgen Großmann initiierten Forschungsprojektes, das sowohl eine Dokumentation der Burgruine als auch eine digitale Rekonstruktion des letzten Bauzustands vor der Zerstörung der Anlage im Dreißigjährigen Krieg zum Ziel hatte.

Mit Hilfe von Drohnenaufnahmen konnte zunächst ein exaktes digitales Vermessungsmodell der Burg erstellt werden. Dabei wurden sämtlicher Mauerreste und das umliegende Gelände einschließlich seiner Oberflächenbeschaffenheit detailgetreu erfasst. Auf dieser Basis hat der Architekturhistoriker apl. Prof. Dr.-Ing. Julian Hanschke vom Institut für Baugeschichte am KIT (Karlsruhe) eine Rekonstruktion der Wehranlagen und Einzelgebäude der Burganlage erarbeitet. Beabsichtigt war, den von Matthäus Merian in einem Kupferstich dokumentierten Zustand mit den Gebäuderesten vor Ort folgerichtig zu kombinieren. Die in einem Kurzfilm als bewegte Animation präsentierte Rekonstruktion zeigt die anhand von Baubefunden nachvollziehbare frühere Baumassenverteilung, die überlieferten Dachformen und heute nicht mehr existente Gebäude, welche um 1930 in den Fundamenten archäologisch nachgewiesen wurden. Zeichnerisch ergänzt wurden darüber hinaus die Obergeschosse des früher fünfgeschossigen Palas, die früheren Wächtergeschosse des Bergfrieds und des nordwestlichen Eckturmes sowie die ehemaligen Zinnenkränze der umliegenden Wehrmauern und Wehrtürme.
In die Arbeit eingeflossen sind detaillierte Informationen über den Zustand der Burg um 1644 nach einer Baubeschreibung des letzten Burgvogtes Graf von Kandel. Auf der Webseite www.sketchfab.com ist die Burg unter dem Stichwort „HOHENNAGOLD“ als interaktives Rekonstruktions- und Vermessungsmodell zu betrachten. Die Webseite erlaubt es, sich der Burg aus verschiedensten Blickwinkeln zu nähern. Ergänzende Informationen zu den früheren Gebäuden lassen sich mit Hilfe von georeferenzierten Informations-Buttons abrufen.
 
Die Rekonstruktion lässt erkennen, dass die Anlage bis zu ihrer Zerstörung eine mächtige Fernwirkung besaß und die weitere Gegend im Sinne einer Landmarke beherrschte. Geplant ist, die neuen Erkenntnisse zur Burg und die zahlreich vorliegenden historischen Ansichten und Pläne sowie das neu erarbeitete Material in einem bauhistorischen Werk zu publizieren.
 
Verfasst: Dr. Julian Hanschke; März 2019