Stadtgeschichte

Meilensteine der Stadtgeschichte

Etwa um 4000 vor Christus (Jüngere Steinzeit) wurden Ackerbauern aus dem Donauraum im Bereich Nagold sesshaft. Ihr Siedlungsschwerpunkt lag östlich der heutigen Stadt. Vermutlich waren es die Kelten, die dem Fluss und der Siedlung den Namen gaben. Ob „Nagold“, wie bislang angenommen, aber „fließendes Gewässer“ bedeutet, ist umstritten. Nach dem neuesten (aber auch umstrittenen) Erklärungsversuch leitet sich der Name unserer Stadt vom keltischen „nagaldunum“ ab. Dies bedeutet soviel wie „die keltische Festung“. Vermutlich lag diese keltische Siedlung am Hang des Killberges. Auf dem Schlossberg fand man Spuren einer keltischen Fliehburg. Der Fürst, der dort seinen Herrschaftssitz hatte, ruht vermutlich im Heidenbühl, dem keltischen Grabhügel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus.

Die Kelten in Nagold

 Um die Zeitenwende wurde der Nagolder Raum Teil des Römischen Reiches. Im 3. Jahrhundert nach Christus verdrängten die Alemannen die Römer endgültig aus Südwestdeutschland. Sie waren es auch, die auf den Fundamenten eines römischen Gutshofes die Remigiuskirche errichteten.
786 wird Nagold als „villa nagaltuna“ erstmals urkundlich erwähnt.

Bis 1078 gehörte Nagold zum Besitz der Grafen von Nagold, anschließend bis 1230 den Grafen von Tübingen (Nachkommen der Grafen von Nagold). Durch Heirat kam die Grafschaft im 13. Jahrhundert dann an die Hohenberger, die auch auf dem Schlossberg die Burg weiter ausbauten. Die Hohenberger waren es auch, die die Gründung der Stadt vorantrieben - und zwar an dem Ort, der heute noch Mittelpunkt der Stadt ist. 1363 kamen Stadt und Burg durch Kauf an die Grafschaft Wirttemberg. Nagold wurde Amtsstadt.
Die älteste Besiedlung des Schlossbergs ist für die Bronzezeit (um 1200 v. Chr.) nachgewiesen. Wann die ältestens Teile der mittelalterlichen Burg erbaut wurden, ist nicht gesichert.

Im 11. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Burg Hohennagold durch die Grafen von Tübingen auf Resten einer älteren Burganlage gebaut. Unter den Grafen von Hohenberg und Württemberg wurde die Burg weiter ausgebaut, die Vorburg wurde im 15. und frühen 16. Jahrhundert errrichtet.

Nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg befahl Herzog von Württemberg den Abbruch der Burg.
Das Schicksal Nagolds ist eine wechselvolle Geschichte mit Krieg und Frieden, Höhen und Tiefen. Wohlhabenheit war etwas Seltenes und keiner der Stürme, die über das Land und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hinwegbrauste, vergaß Nagold. Das 17. Jahrhundert brachte Nagold mit dem Dreißigjährigen Krieg, in dem die Burg Hohennagold zerstört wurde, nebst den nachfolgenden französischen Reunionskriegen viel Leid.

Am 15. September 1796 trat auf Betreiben der Ämter Nagold und Wildberg ein Vorparlament zusammen und verabschiedete nach dem Vorbild der französischen Beschwerdebriefe das von ihnen so benannte „Cahier“. Ein führender Kopf dieser Initiative war der Nagolder Stadtschreiber Johann Ludwig Hofacker (1756 – 1810). Die „Nagolder Partei“ erreichte bei diesem Landtag eine Reform der Landstände und damit das Brechen der völlig entarteten Herrschaft der Landschaftskonsulenten.
Vor dem oberen Tor war inzwischen die „Vorstadt“ entstanden. Denn seit dem Ende des 16. Jahrhunderts hatte die Stadt begonnen, sich auch außerhalb der Stadtmauern auszudehnen. Seit dem 17. Jahrhundert gruppierten sich nun Häusergruppen um die außerhalb der Altstadt gelegenen Kapellen: um die Leonhardskapelle und die Nikolauskapelle auf der „Insel“ sowie auf dem Platz der heutigen evangelischen Stadtkirche. Große Teile der historischen Altstadt fielen später bei den großen Feuersbrünsten des 19. Jahrhunderts (1825, 1850, 1887 und 1893) den Flammen zum Opfer.
Entscheidende Ereignisse, die den Lauf der Geschichte Nagolds bestimmt haben, wirken weit in die Gegenwart hinein: 

  • die Erhebung zur Stadt, das Marktrecht
  • ein Handel und Gewerbe treibendes Bürgertum
  • die Funktion einer Amtsstadt: Nagold bildet seit Jahrhunderten den Mittelpunkt von Verwaltung und Kultur des oberen Nagoldtales
  • die frühe Mechanisierung des Handwerks im Zeitalter der industriellen Revolution und die darauf folgende wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert, die durch den Pietismus beeinflusst war
  • der außergewöhnliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg
  • und die Gemeindereform mit neuen großen Aufgaben.
Nach dem Zweiten  Weltkrieg wächst Nagold durch Zuwanderung von Heimatvertriebenen, der Schwerpunkt der Stadtentwicklung liegtin dieser Zeit auf dem Wohnungsbau. Die Stadt wächst auch in der Fläche. Die Berghänge werden Bauland.
Errichtung der Eisbergkaserne
Nagold wird "Große Kreisstadt".

Die Stadt beginnt die überalterten Stadtquartiere und Gewerbefläche in den Tallagen von Nagold und Waldach zu sanieren. Vor allem der Gebäudebestand, der schnellen Wiederaufbauten nach den Stadtbränden wird durch Neubauten ersetzt, da ihre Bausubstanz oft nicht zu halten ist. Die erhaltenswerten Altbauten werden dagegen mit Fördermitteln von Stadt und Land wieder hergestellt.
Einrichtung der ersten Fußgängerzone in der Turmstraße.

War Ende der 60er und Anfang der 70er noch die "autogerechte Stadt"  das anerkannte Ziel der Innenstadtentwicklung, beginnt nun ein Umdenken. Der Verkehr in der Innenstadt wird zunehmend zur Belastung des Standorts.
Schließung der Eisbergkaserne, heute interkommunaler Industrie- und Gewerbepark INGpark.

Das ehemalige Kasernengelände und die angrenzenden Flächen westlich der B 28 bis über die Markungsgrenze zu Jettingen hinaus  bilden mit insgesamt rund 88 Hektar den Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark Nagold-Gäu (INGpark). Der Zweckverband besteht aus den Städten und Gemeinden Ebhausen, Haiterbach, Jettingen, Mötzingen, Nagold, Rohrdorf und Wildberg. Der INGpark hat sich zum Ziel gesetzt, die gewerbliche und industrielle Entwicklung des Raumes zu fördern, um  weitere Arbeitsplätze zu schaffen und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.
Mit der Fertigstellung der Innenstadtumfahrung beginnt der Umbau der Innenstadt unter dem Leitbild der „Renaissance der Zentralität“.
Umgestaltung der Innenstadt

Die Lebens- und Wirtschaftskraft der Stadt Nagold wurde mit der Umgestaltung der Innenstadt erhalten und weiter gestärkt. Einen wichtigen Faktor spielt dabei die Verkehrsberuhigung in der Marktstraße und auf dem Vorstadtplatz. Ziel der Erneuerung der Kernstadt – es seien an dieser Stelle beispielhaft die ausgewiesenen Sanierungsgebiete genannt – und der Ortskerne in den Stadtteilen ist es, die Stadt als attraktiven, lebenswerten und leistungsfähigen Wohn-, Arbeits- und Freizeitstandort kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Der Bau der Daueranlagen der Landesgartenschau beginnt. Diese werden auch nach 2012 als Teil des Stadtumbaus das Gesicht der Stadt prägen.

Landesgartenschau 2012 - Ein Jahrhundertereignis, das alle Erwartungen übertraf.

Von April bis Oktober 2012 präsentierte Nagold seinen Gästen mit der 24. baden-württembergischen Landesgartenschau eine Fülle von floristischen, gärtnerischen und kulturellen Attraktionen.


Der Weg zur Landesgartenschau in Nagold

2002 konnte sich Nagold unter vielen Bewerbern im Rennen um dieses begehrte Infrastrukturprogramm durchsetzen. Das Großprojekt wurde unter das Motto „Grüne Urbanität“ gestellt: Stadt und Natur sollten zu einer harmonischen Einheit verschmelzen.

Dabei galt es, für einige suboptimal genutzte Flächen in der Innenstadt Perspektiven zu entwickeln.  Und so verwandelten sich unter der Regie von Planer Stefan Fromm zugedeckte Flüsse, in die Jahre gekommene Parkanlagen sowie triste Verkehrs- und Brachbereiche in herrliche Park- und Wasserlandschaften.

Beliebte Freizeitareale und modernes Wohngebiet

Heute sind der Stadtpark Kleb, der Krautbühlpark, die Neue Uferpromenade und der Riedbrunnenpark nicht nur beliebte Freizeitareale, sondern auch Terrain für die Entstehung neuer Stadtkanten und  sogar eines modernen, durchgrünten Wohngebiets. Ein Entwicklungssprung, der das vormals schon attraktive Mittelzentrum nun noch lebens- und liebeswerter macht.


Die Ausstellung

Mit einem fünfeinhalb Monate dauernden Fest wurden im Jahr 2012 diese Errungenschaften gefeiert. Dabei wurden zum einen altbewährte Ausstellungstraditionen weitergeführt, zum anderen aber auch viel Neues gewagt.

So fanden die wechselnden Blumenschauen erstmals auf einer baden-württembergischen Landesgartenschau in einem ehemaligen Brauerei-Gebäude statt, einem ungewöhnlichen, ja atemberaubenden Ambiente. Weitere außergewöhnliche Premieren waren die 20 Meter hohe Seilbahn-Attraktion, die „Forstkugel“, der „Platanenkubus“, die „Wachsende Kirche“, die „Panorama Lounge“ und der „Häfele Cube“.

Aufsehenerregendes Rahmenprogramm

Aufsehenerregend war auch das Rahmenprogramm: Mehr als 4.000 Veranstaltungen aller Kategorien wurden auf die Beine gestellt – nicht nur auf dem Landesgartenschau-Areal, sondern auch in der Innenstadt und auf der Burgruine Hohennagold. Dazu wurde mit Angeboten von A wie Abenteuerspielplatz bis Z wie zahme Kamele ein starker Fokus auf Familien gelegt.

Das Bürgerfest

Ein Konzept, das offenbar voll aufging. Bereits 37 Tage vor dem ursprünglichen Schlussdatum wurde das Gesamterfolgsziel von 750.000 Gästen erreicht. Dieser grandiose Erfolg bewog die Macher zu einem in der Geschichte der baden-württembergischen Landesgartenschauen einmaligen Akt: Die Ausstellung wurde nicht wie geplant am 7. Oktober mit der feierlichen Fahnenübergabe an die nächste Ausrichterstadt Schwäbisch Gmünd beendet, sondern um eine Woche verlängert.

Zugabe als Dankeschön an die Bevölkerung

Die Zugabe stand unter dem Motto „Bürgerfest“ und war nicht zuletzt ein Dankeschön und eine Ehrerbietung an die Bevölkerung, die das Großprojekt in überwältigendem Maße unterstützt hatte. So schloss die Landesgartenschau Nagold 2012 am 14. Oktober mit einem Nagold-Tag samt Luftballonstart, Laternenumzug und Kaskadenfeuerwerk. Und einer Bilanz von mehr als einer Million Besuchern, 20.000 verkauften Dauerkarten, einem phänomenalen Sponsoring-Aufkommen, einer beeindruckenden Zahl an Ehrenamtlichen und einer sensationell bunt gemischten Publikumsstruktur.
 
„Nagold hat Großes geleistet – und das gilt für beide Ebenen: sowohl für die Umsetzung einer eindrucksvollen Stadtentwicklung als auch für die Veranstaltung eines vielseitigen Festivals für alle Generationen. Dieses Kapitel hat für die Zukunft neue Maßstäbe gesetzt.“
Alexander Bonde
Damaliger Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Der Wohnungsbau wird wieder ein zentrales Thema. Ebenso die Entwicklung neuer innerstädtischer Gewerbeflächen und der weitere Umbau der Bestandsquartiere.

Das Nagolder Stadtbild im Wandel der Zeit

Vorstadtplatz 1874Vorstadtplatz 2004Vorstadtplatz 2023
2004 zeigte das Steinhaus die Ausstellung 'Aus den Augen, aus dem Sinn' mit insgesamt 30 Gegenüberstellungen von Nagolder Stadtansichten heute und früher (bis ins 19. Jahrhundert). Weil die Ausstellung viel Anklang fand, sollte sie als Website fortan immer verfügbar sein. 2023 wurde die Webseite von Karsten Lamprecht überarbeitet und um aktuelle Bilder ergänzt.

Hier können Sie sich die virtuelle Ausstellung ansehen.