Die Ortsgeschichte von Emmingen

Am rechtsseitigen Hang des Nagoldtales zwischen der Kernstadt Nagold und Wildberg liegt der Nagolder Stadtteil Emmingen. Seinen Namen nach alemannischem Ursprung, erlebte es die geschichtliche Entwicklung unserer engeren Heimat mit.  Der Ort wurde zur Zeit der allemannischen Landnahme gegründet, dies bezeugt die Endung des Ortsnamen 'ingen'. Die Bezeichnung ist auf den Namen des Dorfältesten 'Emo' oder 'Amo' zurückzuführen. Aus diesen frühen Zeiten berichtet eine Volkssage von einem abgegangenen Ort im heutigen Gewann „Haslach“. Darauf deutet auch hin, daß beim Bau der Nagoldtalbahn in diesem Gewann alemannische Gräber gefunden worden sind. Es wurden 2 Langschwerter, 5 einseitige Hiebschwerter, 1 Lanze, 1 Messer, 2 broncene Schnällchen, 2 broncene Riemenzungen und eingedrückte Freiecken als Beigaben gefunden.

Weiter berichtet diese Volkssage von einer im Gewann „Oeland“ gelegenen Wohnstätte „Ober-Emmingen“. Funde von Mauerresten, Ziegeln, Backsteinen usw. und die in diesem Gewann zutage tretende Quelle, erhärten diese Überlieferung.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Emmingen ist am 2. September 1355 im Teilungsvertrag zwischen den Brüdern Graf Burkard und Grad Konrad von Hohenberg-Wildberg, betreffend die Herrschaften Bulach und Altensteig.

Ursprünglich Besitz der Grafen von Hohenberg, kam Emmingen im Jahre 1364 an die Kurpfalz, von der es Herzog Ulrich 1440 erstand. Im Besitz Württembergs zogen auch die Stürme des 30jährigen Krieges über diese Wohnstätte und der kleine Ort erlebte damals schwere Zeiten.
Unter Württembergs Regierung hat auch die Reformation hier ihren Einzug gehalten.

Die heutige Dorfkirche ist aus der ehemaligen Kapelle, geweiht dem „heiligen Oswald“, entstanden und dürfte schon vor dem 15. Jahrhundert erbaut worden sein. Als älteste Zeugin aus dieser frühen Zeit kündigt die älteste im Glockenturm hängende Glocke aus dem Jahr 1498 mit der Inschrift 'in sant lux, marx, johannes, mattheus er goß mich pantilon sidler in eßling im MCCCLXXXXVIII jar'. Der heute noch vorhandene goldenen Abendmahlskelch ist als kleines Kunstwerk anzusehen und trägt den Vermerk 'Emmingen 1613'.

Im 17. Und 18. Jahrhundert wurde die Kapelle durch das Langhaus, das heutige Kirchenschiff erweitert.

Die Höhenlage der Gemarkung bewegt sich zwischen 370 und 626 m. Wobei der Hausberg des Ortes der „Kühlen Berg“ mit 626 m als höchste Erhebung der näheren Umgebung gilt. Vom Kühlen Berg kann man Richtung Osten die Schwäbische Alb und im Westen den Schwarzwald sehen. Bei guter Fernsicht ist die Hornisgrinde und sogar der Feldberg zu sehen.

In früheren Jahrhunderten lebten die Bürger eher kärglich von der Landwirtschaft, denn die Arbeit „auf dem Berg“ war ohne Motorisierung sehr beschwerlich. Im Zeitalter der Industrieansiedlung wurde die Landwirtschaft immer mehr zum Nebenerwerb. Ende der 50iger Jahre wurden zwei Aussiedlerhöfe auf dem Kühlen Berg gebaut.

Die Gemarkungsfläche umfasst ca. 555 ha, davon ca. 150 ha Wald. Emmingen hat zur Zeit knapp 1.600 Einwohner und gilt als gehobener und sehr begehrter Wohnort. Durch seine gute verkehrstechnische Anbindung an die Kernstadt wird der Stadtteil noch aufgewertet.
Noch einige wichtige Daten, die Emmingen zu dem machen, was es heute ist:
  • 1838
    Bau des Schulhauses in der Immengasse
  • 1869 / 70
    Bau der Nagoldtalbahn mit Erstellung der Bahnstation Emmingen
  • 1898
    Bau des Pfarrhauses
  • 1901
    Bau der Ortswasserleitung
  • 1911
    Errichtung der elektrischen Beleuchtung
  • 1920
    Gasthaus „Rößle“ wird gebaut und zum heutigen Rathaus umgebaut
  • 1955 / 56
    Erstellung des heutigen Schulgeländes
  • 1963
    Beginn der Anlegung des Baugebietes „Katzensteig“ mit 110 Bauplätzen
  • 1973 / 74
    Bau der Gemeindehalle
  • 01.10.1974
    Eingemeindung zur Stadt Nagold
  • 1974 bis 1981
    Bau der Sammelkläranlage Emmingen – Pfrondorf
  • 1995 bis 1997
    Ausbau der Ortsdurchfahrt
  • 1996 bis 2009
    stufenweiser Ausbau des Baugebietes Malmen II
  • 2007 bis  2008
    Ausbau der Wiestalstraße
  • 2009
    Anbau eines Stuhllagers an die Fritz Ziegler Halle
  • 2012
    Planung und Baubeginn Kindertagesstätte neben der Schule/Kindergarten
  • 2013
    Einbau eines Elektrobackofens in das gemeindeeigene Backhaus im Oktober
    Einweihung der neuen Kindertagesstätte für die Betreuung der unter 3jährigen am 10. November
Heute besitzt der Ort ein evangelisches Pfarramt, eine Rathausgeschäftsstelle, eine Feuerwehrabteilung, eine Grundschule und zwei Kindertagesstätten.

Im Backhaus herrscht immer noch reger Betrieb, zusätzlich zu dem Holzbackofen kann auch mit einem Elektrobackofen gebacken werden. Die Volkshochschule bietet verschiedene Kurse im Ort an.

Emmingen besitzt ein sehr aktives Vereinsleben, sowohl im musikalischen als auch im sportlichen Bereich. Der älteste Verein ist der Liederkranz, der bereits 1859 gegründet wurde. Der Musikverein Trachtenkapelle Emmingen wurde 1924 gegründet, erster Dirigent war Julius Kayser vom Talhof. Im März 1931 wurden die Sportfreunde Emmingen gegründet, die Sportfreunde stellen mit über 700 Mitgliedern den grössten Verein in Emmingen dar. Der Förderverein Fritz Zieger Halle wurde auch bereits 1971, damals noch als Förderverein Hallenbau, gegründet.

Emmingen besitzt eine eigene Gemeindehalle (Fritz Ziegler Halle)  und verschiedene Gastronomiebetriebe. Eine Metzgerei und die Zweigstelle einer Bäckerei ermöglichen die Versorgung des täglichen Bedarfes. Eine Zweigstelle der Volksbank Herrenberg Nagold Rottenburg ist ebenfalls vor Ort für die Emminger Bevölkerung da.
Alljährlich wird am Pfingstmontag mit dem Umzug des Pfingstbutzen ein uralter Brauch gepflegt. Ein einmaliges Spektakel, dessen Ursprung noch weit vor das Jahr 1900 zurückgeht. Verfolgt man den Pfingstbutzbrauch zurück bis zu seiner Entstehung, so kann festgehalten werden, dass der Butz eine alte Symbolgestalt des Frühlings oder Sommers ist. Man kann ihn wegen seines grünen „Kleides“ auch als Fruchtbarkeitsgeist deuten: das heißt, die Natur erblüht, gleichzeitig schlagen Bäume und Sträucher aus. Wälder und Wiesen erwachen von ihrem Winterschlaf.

Ein Bursch wird von den Buben des Konfirmandenjahrganges in frisches Buchengrün eingebunden und mit unzähligen Papierrosen geschmückt. Auf seinem Haupt trägt er ein kleines Tännchen. Am Hinterkopf werden zwei Strohzöpfe, die bis an die Knöchel reichen, befestigt. Der Pfingstbutz  zieht unter Peitschenknallen und Viehglockenläuten mit der Dorfjugend durch den Ort.

Am Nikolaustag zieht der „Schandle-Klos“ ebenfalls unter Gejohle und dem Knallen der Peitschen und dem Läuten von Viehglocken durch den Ort.