Stadtnachricht

Kriegsgräberpflege


Mehr als 20 Schülerinnen und Schüler der Christiane-Herzog-Realschule haben am Dienstag, 12. März, den Besen in die Hand genommen, um die Kriegsgräber auf dem Remigius-Friedhof zu säubern.
Die Inschriften der Gräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg waren nur noch schwer lesbar, so dass sich Volker Schütz, Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bereich Nordbaden, mit diesem Anliegen an den Oberbürgermeister der Stadt wandte. Unterstützt von Eva Masurowski, Bildungsreferentin des Volksbundes Deutscher Kriegsgräber, erhielten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b unter der Leitung von Realschullehrer Gabriel Stängle eine Einführung in die Geschichte der Kriegsgräber. Anschließend ging es auf den Nagolder Friedhof.
Oberbürgermeister Jürgen Großmann betonte die Bedeutung der Aktion: „Auf diesem Friedhof wird Stadtgeschichte erlebbar. Vielen Dank für die Zusammenarbeit und dass ihr dazu beitragt, dass die Namen der Menschen sichtbar bleiben und nicht in Vergessenheit geraten.“
Hagen Harwardt, Sachgebietsleiter für Friedhöfe, Grünplanung und Gewässerschutz bei der Stadt Nagold, zeigte den Schülerinnen und Schülern den richtigen Umgang mit den Bürsten und Reinigungsmitteln. Bernd Naujok, Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs, stellte die Materialien zur Verfügung.
Am Ende der Doppelstunde gedachte die Klasse in einer Schweigeminute der Opfer der Kriege.
„Schon im vorigen Herbst haben einige Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 10b an der Gedenkstunde des Volkstrauertags teilgenommen. Sie zeigten sich sofort bereit, die Kriegsgräber zu reinigen. Bei der Reinigungsaktion auf dem Friedhof setzt man sich mit den Menschen, die hier in der Umgebung in Folge von Kriegshandlungen und Verletzungen gestorben sind, auseinander“, so Gabriel Stängle.
Eva Masurowski zeigte sich begeistert: „Es ist toll, dass sich die Schülerinnen und Schüler so engagieren. Die Pflege ist wichtig, um Geschichte sichtbar und erlebbar zu machen.“ Und noch ein Projekt möchte sie anstoßen: Unter dem Motto „Wir schreiben eure Namen“ sollen die Gräber der Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, die nur mit einer Nummer gekennzeichnet sind, mit Namen aus Tonziegeln versehen werden. Von dem Tonziegel-Projekt ist auch Gabriel Stängle angetan. „Mit der Sichtbarmachung der Namen von Zwangsarbeitern aus Russland und der Ukraine lassen sich sicher einige dieser Biografien skizzieren. Das kann ich in den Geschichtsunterricht zukünftiger Klassen einbringen oder Schüler in der Geschichts-AG setzen sich in Zukunft damit auseinander.“
Schon seit 2017 beteiligen sich Schülerinnen und Schüler der Christiane-Herzog-Realschule an der Gedenkfeier der Stadt Nagold zum Volkstrauertag.

Buchveröffentlichung zur Kreisleitung Horb

Am 14. März präsentierte Gabriel Stängle mit Martin Braunhuber und Konrad Haizmann vor dem Hochdorfer Ortschaftsrat in einem überfüllten Sitzungsraum die Forschungsergebnisse ihrer fünfjährigen Recherche. 2018 begannen die beiden mit ihrem Mitschüler Kevin Katz in der Geschichts-AG an der Christiane-Herzog-Realschule Nagold eine Untersuchung über die Zeit des Nationalsozialismus in Hochdorf. Diese Arbeit wurde beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mit dem Förderpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Das gab ihnen und ihrem betreuenden Lehrer Gabriel Stängle den Ansporn, diese Ergebnisse zu veröffentlichen.
Ihre Recherchen haben sie dem  J.S. Klotz Verlagshaus in Neulingen zum Druck eingereicht. Zentrale Fragestellung der Forschungsarbeit ist die Rolle der NSDAP-Kreisleitung im Kreis Horb. Das Buch mit seinen circa 440 Seiten soll im November 2024 unter dem Titel „Hier gilt der deutsche Gruß. Die NSDAP-Kreisleitung in Hochdorf und im Kreis Horb“ veröffentlicht werden.
Es bietet einen spannenden Einblick in eine einschneidende Zeit der Hochdorfer Geschichte, erklärt Zusammenhänge der NS-Strukturen auf Kreisebene und stellt den ersten systematischen Überblick über die nationalsozialistische Judenverfolgung im Kreis Horb dar. Buchvorstellungen in Hochdorf und Nagold sind für Anfang November 2024 geplant.

Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Christiane-Herzog-Realschule mit ihrem Lehrer Gabriel Stängle (1. Reihe, 4. von rechts), Oberbürgermeister Jürgen Großmann (rechts), den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Hagen Harwardt (1. Reihe, 3. von rechDie Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Christiane-Herzog-Realschule mit ihrem Lehrer Gabriel Stängle (1. Reihe, 4. von rechts), Oberbürgermeister Jürgen Großmann (rechts), den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Hagen Harwardt (1. Reihe, 3. von rechts) und Bernd Naujok (2. von rechts) sowie Bildungsreferentin Eva
Masurowski (links). Foto: Stadt Nagold


Stolpersteine für Nagolder Opfer der Aktion T4

Die Stadt Nagold plant für Herbst 2024 die Verlegung von sogenannten Stolpersteinen für die Opfer der Aktion T4 in Grafeneck und Hadamar in den Jahren 1940 und 1941. Die Tötungsaktion der Nationalsozialisten wurde nach der Berliner Tiergartenstraße 4 benannt.
Parallel zur Verlegung der Stolpersteine für NS-Euthanasie-Opfer aus Nagold plant Gabriel Stängle die Veröffentlichung eines Gedenkbuches. Die Biografien der Opfer aus Nagold und den Teilorten hat er bereits abgeschlossen. Momentan arbeitet er an einer Überblicksdarstellung, welche Rolle die Stadt Nagold und einige markante Nagolder Persönlichkeiten im System der Zwangssterilisation und NS-Euthanasie gespielt haben.